Der Ruf kostenloser Börsenbriefe und Kapitalanlagenewsletter ist in der breiten Öffentlichkeit nicht unbedingt gut. Regelmäßig erscheinen in unterschiedlichen Medien Negativberichte, wonach nur die teuren Börsenbriefe als seriös und von guter Qualität eingestuft werden. Sicherlich gibt es unter den kostenlosen Börsenbriefen schwarze Schafe, aber alleine die Eigenschaft „kostenpflichtig“ ist kein Beleg für Seriosität oder Qualität.
Ein trauriger Höhepunkt der Negativberichterstattung erfolgte am vergangenen Freitag in der Ausgabe Nr. 20 vom 17. Mai 2013 der VDI nachrichten. Auf Seite 16 wird anhand von zwei Berichten für kostenpflichtige Börsenbriefe geworben. Der erste Bericht ist ein Interview mit Albrecht Schirmacher, dem Herausgeber der Platow-Briefe. Im zweiten Bericht wird mehr oder weniger die Panikache der BaFin aufgegriffen und um einige Kommentare aus der Szene der Herausgeber kostenpflichtiger Börsenbriefe erweitert.
Das Interview mit Albrecht Schirmacher enthält immerhin eine wichtige Information, da er klarstellt, dass die erzielbare Rendite der Empfehlungen das einzige Kriterium zur Beurteilung eines guten Börsenbriefs ist – aus Sicht der Anleger. Dem Leser stellt sich an dieser Stelle die Frage, wer, abgesehen von den Anlegern (also den Lesern der Börsenbriefe), sonst noch eine Rolle bei der Beurteilung des Börsenbriefs spielt. Die Frage ist leicht zu beantworten: Niemand! Im weiteren Verlauf wird dem Leser vermittelt, dass es wichtig sei, dass die Herausgeber von Börsenbriefen einen Hochschulabschluss und idealerweise weitere Zusatzqualifikationen haben. Eine derartige Haltung ist nicht nur absolut überheblich, sondern auch gefährlich dumm! Interessant ist auch, dass, wenn auch ungewollte, Kursmanipulationen zugegeben werden. Vielleicht sollte sich die BaFin damit mal befassen.
Der zweite Artikel ist, meiner Meinung nach, schlichtweg üble Nachrede. So wird u.a. Oliver Küster zitiert (Pressesprecher der FID Verlag GmbH), der postuliert, dass es keinen seriösen kostenlosen Börsenbrief geben kann. Ich erinnere gerne an diverse kostenpflichtige Börsenbriefe, die keinesfalls von Seriosität gekennzeichnet waren und in deren Fällen es Verurteilungen gab. Die übliche Panikmache der BaFin ist ebenfalls Gegenstad des Artikels. Skizziert wird eine in Deutschland äußerst selten vorkommende Technik, das sogenannte Scalping. Allerdings wird vergessen, dass dieses Vorgehen nicht halb so gut funktioniert, wie es meistens dargestellt wird. Und auch die Anzahl rechtskräftiger Urteile der skizzierten Fälle ist keinesfalls nennenswert. Problematisch ist eher, dass die BaFin beispielsweise die verantwortlichen des Börsenbrief-Awards nicht zurückpfeift. Wie scheinheilig die Herrscher über den deutschen Börsenbrief Award daherkommen, lässt sich ein paar Zeilen vorher im Artikel erkennen. So wird z.B. dargelegt, dass Beurteilungskriterien u.a. die Entwicklung der Leserzahlen und die Erfahrung der Redaktion sind. Was zum Teufel hat die Entwicklung von Leserzahlen mit der Belastbarkeit der Inhalte zu tun? Was bringt eine erfahrene Redaktion, wenn sie mit all ihrer Erfahrung bei ihren Empfehlungen danebenliegt? Dann doch lieber eine reißerische Aufmachung und etwas mehr Gespür bei der Auswahl der empfohlenen Aktien. Negativ fällt in dem Artikel auch auf, dass die Haftungsausschlüsse oder Disclaimer der kostenlosen Börsenbriefe und Newsletter als Nachteil dargestellt werden. Warum verstehe ich nicht! Die Haftungsausschlüsse der kostenlosen Börsenbriefe unterscheiden sich nämlich nicht ansatzweise von denen der kostenpflichtigen! Eine Anlageberatung im eigentlichen Sinne dürfen nämlich alle Herausgeber von Börsenbriefen unabhängig ihres Preises nicht durchführen.
Als Abonnent eines Börsenbriefes oder Börsennewsletters ist man ausschließlich an guten Deals interessiert. Ob diese auf Basis von Fundamentalanalysen, Prosatexten oder reißerischen Phrasen beworben werden, ist schlicht egal. Der vernünftige Anleger muss sich ohnehin vor einem Investment über das jeweilige Unternehmen informieren und prüfen, ob die Angaben der Börsenbriefe auch stimmen. Eine Garantie für die Richtigkeit der gemachten Angaben geben nämlich auch die kostenpflichtigen Börsenbriefe nicht.
Die ebenfalls gerne aufgestellte Behauptung der Unabhängigkeit kostenpflichtiger Börsenbriefe hält auch keiner tieferen Prüfung stand. Zwar werden hier keine Aufträge von zu promotenden Unternehmen angenommen, die Kontakte zu einschlägigen PR-Agenturen haben aber auch die angeblich so unabhängigen Herausgeber. Auch die Tatsache, dass angeblich kein Interessenkonflikt besteht, weil keine Wertpapiere im Bestand der Herausgeber befindlich sind, muss mit Vorsicht betrachtet werden. Denn jeder Herausgeber hat Ehepartner, Freunde und irgendwie beruflich verflochtene Bekannte.
Letztlich ist es so, dass sowohl kostenpflichtige als auch kostenlose Börsenbriefe und Börsennewsletter Informationen verbreiten, mit denen sich eine Menge Geld verdienen oder aber eine vergleichbar große Menge Geld vernichten lässt. Die dümmlichen Unkenrufe von BaFin und den Herausgebern kostenpflichtiger Erzeugnisse sollten mit mindestens genau so viel Vorsicht aufgenommen werden, wie reißerische Aufforderungen zum Kauf der nächsten Kursrakete!
Die Artikel der VDI nachrichten, auf die sich die hier aufgeführte Kritik bezieht, sind auch online abrufbar (Stand: 19.05.2013).
Mancher Börsenbrief will Anleger „skalpieren“: http://www.vdi-nachrichten.com/content/Mancher-Boersenbrief-will-Anleger-skalpieren/64254/3
„Informationen zu Firmen der Old Economy sind stärker gefragt“: http://www.vdi-nachrichten.com/content/Informationen-zu-Firmen-der-Old-Economy-sind-staerker-gefragt/64255/3
Es spielt absolut keine Rolle, ob für einen Bördenbrief GEld berappt werden muss oder nicht – es kann per definitionem in keinem Fall eine seriöse Information sein.
Im einen Fall besteht das sehr erhebliche Risiko, dass sich der Herausgeber des Briefs vor der Empfehlung einer Aktie mit selbiger eingedeckt hat (im Zweifelsfall über Mittelsmänner im Hintergrund), um mit Hilfe seiner Leser Kasse zu machen (da kommen die angesprochenen Verurteilungen her), im nächsten Fall werden hochriskante, marktenge und illiquide Pennystocks angepriesen, und schlussendlich gilt die gute alte Grundregel, dass der Börsenbrief nicht veröffentlicht würde, wenn die darin enthaltenen Informationen auch nur ansatzweise etwas taugen würden – denn dann würde der Autor des Börsenbriefs sein „Knowhow“ für sich behalten und selbst die grosse Kasse machen, statt das „Spezialwissen“ tausenden Fremden zu erzählen.
Ergo: es ist müsig sich bei Börsenbriefen über „zahlen oder nicht“ zu echauffieren, sie sind in jedem Fall und ausnahmslos schlicht und ergreifend MÜLL.
Na, da haben Sie sich aber ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und Ihren Kommentar ebenfalls in die Kategorie Müll katapultiert!
Nicht jeder Börsenbrief ist Müll! Das gilt weder für jeden kostenpflichtigen noch für jeden kostenlosen Newsletter. Die von Ihnen geschilderten Risiken (enger Markt, Mittelsmänner etc.) sind zwar Argumente, letztlich können Sie damit aber so ziemlich jede Form der Anlageberatung als unseriösen Müll deklarieren! Inwiefern das evtl. sogar der Fall, wenn man wirklich konsequent ist, ist sei mal dahingestellt…
Was ist Ihre Alternative? Die Glaskugel? Abkehr von Kapitalanlagen jeglicher Form? Und kommen Sie mir jetzt nicht mit einem „seriösen“ Anlageberater!