Nicht die Schattenbanken sind das Problem

Heute waren die bösen Schattenbanken eines der Topthemen der deutschen Medienlandschaft. Viele Artikel berichteten über das vermeintliche Problem dieser nicht regulierten Akteure der Finanzbranche. Die Rede war insbesondere von Hedge-Fonds, Private-Equity-Firmen und sogenannte Zweckgesellschaften. Das Problem sei angeblich, dass diese Unternehmen nicht der Bankenaufsicht unterliegen und daher in einer Grauzone agieren würden. Eine derartig falsche Darstellung ist höchst alarmierend. Nur, weil ein Unternehmen nicht der Bankenaufsicht unterliegt und Geschäfte tätigt, die die Finanzbranche berühren, muss es noch lange nicht in einer Grauzone operieren. Sachlich richtig wäre zu formulieren, dass es sich lediglich nicht um Banken handelt. Ein weiterer Punkt, der als gefährlich und systemkritisch eingestuft wurde, ist das Vermögen, über welches diese Schattenbanken herrschen. Noch problematischer sei, dass die Branche auch noch wächst. Aber warum ist das alles so problematisch?

Zunächst sollte man besser differenzieren. Unter dem Begriff Schattenbanken versteht man eine Vielzahl unterschiedlicher Unternehmenskonstellationen. Diese sind allerdings derart unterschiedlich, dass man sie eigentlich nicht über einen Kamm scheren sollte! Tatsächlich kritisch sind Hedge-Fonds zu betrachten. Diese leihen sich von Banken Geld, um mit diesem Investitionen (meist hoch spekulativ) zu tätigen. Problematisch dabei ist, dass sie in der Regel nur über ein geringes Eigenkapital verfügen, gleichzeitig aber ein Vielfaches dieses Eigenkapitals bewegen. Gehen die Investments schief, bleiben die Banken möglicherweise auf den Kreditausfällen sitzen. Man erkennt also, dass nicht die Hedge-Fonds das Problem sind, sondern eher die, die Geschäfte mit ihnen machen. Dazu gehören primär Banken! Die Private-Equity-Firmen sind wiederum vollkommen andere Konstrukte. Dabei handelt es sich in der Regel um Unternehmen, die mit ihrem Eigenkapital in andere Unternehmen investieren. Was gerne vergessen wird, ist die Tatsache, dass die Private-Equity-Firmen oft als Wagniskapitalgeber ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensfinanzierung für Startups und Mittelständler sind. Sie sorgen sozusagen für die Finanzierungen, die Banken nicht leisten wollen. Das Risiko trägt hier übrigens allein die Private-Equity-Firma! Die ebenfalls genannten Zweckgesellschaften sind noch harmloser. Als Zweckgesellschaften werden Firmen bezeichnet, die nur für einen bestimmten Zweck gegründet werden. Ist dieser Zweck erreicht, werden sie aufgelöst oder für einen neuen Zweck verwendet. Es kann also nahezu alles eine Zweckgesellschaft sein. Bereits zwei Freunde, die gemeinsam eine Wohnung oder ein Haus als Kapitalanlage kaufen, stellen formaljuristisch eine sogenannte Zweckgesellschaft dar. Dass diese nicht systemkritisch sein dürfte, ist vermutlich offensichtlich.

Eine Übersicht möglicher Schattenbanken mit Anspruch auf Vollständigkeit soll hier nicht gegeben werden. Auch Geldmarktfonds oder Konstruktionen, die mannigfaltige Verbindlichkeiten verbriefen, zählen dazu. Die beiden letztgenannten Schattenbanken stellen zusammen mit den Hedge-Fonds die eigentlichen Problemfälle dar. Allerdings muss auch hier gesagt werden, dass die eigentlich bösen Firmen nicht die Schattenbanken selbst, sondern die Banken, die mit ihnen Geschäfte machen, sind.

Die Finanzaufsicht sollte nicht auf die Schattenbanken schimpfen, sondern lediglich den Handel der Schattenbanken mit den regulär zugelassenen Banken unterbinden oder einschränken. Insbesondere Private-Equity-Firmen und Zweckgesellschaften sind, im Gegensatz zu den meisten Banken, zwar tatsächlich systemrelevant, allerdings auf positive Weise für die Realwirtschaft. Das tatsächliche Problem liegt also woanders.

[ad]

Getagged mit: , ,
Veröffentlicht unter Finanzboulevard

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen