Im Netz wimmelt es nur so von Tarifvergleichen und Onlinerechnern für Versicherungen aller Art sowie Tages- und Festgeld. Die Suche nach „kfz vergleich“ bei Ggoogle liefert über 13 Mio. Suchergebnisse. Angefangen bei den Platzhirschen der Branche check24 und financescout24 bis hin zu absolut unbekannten und thematisch nur am Rande relevanten Websites, wie KFZ Vergleich oder Infos zur KFZ Versicherung. Quasi jede Webseite, die sich mit Finanzthemen auseinandersetzt hat mindestens einen solchen Rechner in das jeweilige Webportal integriert oder verlinkt jedenfalls darauf. Selbiges gilt auch für viele Portale von Wirtschaftszeitschriften. Seit einiger Zeit sind derartige Vergleichsrechner auch ein häufiger Bestandteil von Web-Blogs, deren einziger Zweck das Generieren von Besucherzahlen für Werbeprogramme ist. Die ständig auftauchenden Versicherungsvergleiche nerven regelrecht und zeigen zweierlei Dinge. Erstens: es scheint ein gigantischer Markt zu existieren, da sich die Werbemaßnahmen anscheinend rentieren. Zweitens: die Angst vor Unterversicherung und der Geiz bei einer KFZ-Versicherung 100 € im Jahr zu sparen, spiegeln die Deutsche Kleinkariertheit wieder. Doch was bringen derartige Instrumente wirklich? Diese Frage muss sicherlich von zwei Standpunkten aus betrachtet werden: dem des Werbenden und dem des Nutzers. Aus Sicht des Werbenden ist die Sachlage völlig klar. Je mehr Leute über den Werbepartner eine Versicherung abschließen oder ein Depot eröffnen, desto mehr Provisionen erhält er. Je nach Vertragspartner können diese Provisionen durchaus hoch ausfallen. Das trifft insbesondere für Lebensversicherungen zu. Und da die Versicherer auf die zwei Eigenschaften Angst und Gier abzielen, geht das Konzept wunderbar auf.
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Letztlich stellt sich die Frage, was hat der Verbraucher von derartigen Vergleichsrechnern und Vergleichsangeboten? Sind die angeblich Unabhängigen wirklich unabhängig? Wie groß ist das Einsparpotential gegenüber dem bisherigen Zustand? Gehe ich bei Vertragsabschluss Risiken ein? Das alles lässt sich nicht eindeutig und allgemein beantworten. Prinzipiell gilt zunächst einmal, dass jede Versicherung, die die gleiche Leistung, wie eine bereits vorhandene erbringt und günstiger ist, die bessere ist. Zeigt ein solcher Onlinevergleich so etwas und die Ergebnisse stellen sich bei Antragstellung ebenfalls so dar, wie vom Vergleichsrechner prophezeit, dann ist das Ergebnis für den Kunden gut. Ist das nicht der Fall, dann sollte man die Finger von derartigen Anbietern lassen. Ob ein Anbieter unabhängig oder nicht unabhängig ist, kann einem als Kunde relativ egal sein. Prinzipiell mag es zwar sein, dass ein abhängig arbeitender Anbieter eher dazu neigt, das Produkt zu vermitteln, welches ihm den größten Profit verspricht, wenn dieses Produkt aber nicht den Vorstellungen des Kunden entspricht, dürfte er damit aber weniger erfolgreich sein. Ein Merkmal, auf das man heute achten sollte, ist ein verständlich geschriebener Vertrag. Ist das nicht der Fall, gilt zunächst einmal „vorsichtig sein“. Risiken geht man beim Onlinevertragsabschluss meist keine nennenswerten ein. Das gilt sowohl für Versicherungen als auch für Finanzprodukte. Man sollte allerdings möglichst keine Kontodaten oder Kreditkartennummern angeben, bevor man keine Originalunterlagen vom Vertragspartner erhalten hat, und damit warten, bis der Versicherer oder Finanzdienstleister einem ein entsprechendes Formular zusendet. Für den Fall, dass das Angebot unseriös ist, einfach per Einschreiben vom Vertrag zurücktreten, was aufgrund des Fernabsatzgesetzes problemlos möglich ist. Falls ein unseriöser Anbieter darauf nicht reagiert, sollte man ihn solange ignorieren, bis ein Mahnbescheid kommt. Das dürfte bei unseriösen Anbietern allerdings nie der Fall sein.
Alles in Allem sind derartige Vergleichsangebote meist sinnvoll und auch nicht unseriös. Für eine Übersicht und ein erstes Gefühl eignen sie sich allemal. Man sollte allerdings die Angebote mehrerer Anbieter von Vergleichsangeboten miteinander vergleichen. Im Zweifel sind die Anbieter, die eine kostenlose telefonische Beratung oder Beratung per Email anbieten zu bevorzugen. Und am Ende hilft auch ein Gespräch mit dem Versicherungsmakler des Vertrauens. Was viele nicht wissen, Versicherungsmakler haben oft einen gewissen Spielraum, jedenfalls dann, wenn Sie für eine bestimmte Versicherungsgesellschaft arbeiten. Bei Finanzberatern gilt das leider nicht. Diese können nicht mehr Rendite rausholen, als die vermittelten Produkte ausweisen. Und bei Fest- und Tagesgeld ist das leider nicht mal besonders viel.
Johannes Tschesche
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